HolisticSecurity 

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Holistic Transformation

Im öffentlichen Raum entscheidet sich, wie frei und sicher wir uns bewegen können. Heute wird Sicherheit oft eng gefasst – gefahrenorientiert, kontrollierend – und produziert dabei Unsicherheit für viele. HolisticSecurity fragt, wie Sicherheit neu gestaltet werden kann: als Zusammenspiel von Schutz und Awareness, als psychosoziales, zukunftsweisendes Fundament für eine demokratische Gesellschaft

In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen und Unsicherheiten im öffentlichen Raum wachsen, greifen klassische Sicherheitsmodelle oft zu kurz. Sie setzen stark auf Kontrolle und Abschreckung – und blenden dabei soziale und psychologische Dimensionen aus. Gleichzeitig sind Awareness-Ansätze zwar etabliert, bleiben aber meist prekär finanziert und institutionell schwach verankert. HolisticSecurity setzt hier an: Das Projekt nimmt die Lücke zwischen dem vorherrschenden  Sicherheitsverständnis und psychosozialer Awareness in den Blick und fragt, wie sich beide Ansätze zusammendenken lassen, um Sicherheit ganzheitlich, rassismuskritisch und zukunftsorientiert neu zu gestalten.

HolisticSecurity wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert und wir setzen es gemeinsam mit einem breiten Netzwerk um. Dazu gehören Sicherheits- und Awareness-Dienstleister wie L’Unitá Security, RICE – Konfliktmanagement & Awareness, Baldwin Security, Lemlem Culture und die Allied Security GmbH. Ergänzt wird das Projekt durch Akteur:innen aus Verwaltung, Politik sowie migrantischen Selbstorganisationen, darunter Safe Space e.V. und die CLAIM Allianz. Diese Vielfalt an Perspektiven bildet die Grundlage, um Sicherheit nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel von professionellen Akteur:innen, Zivilgesellschaft und Communities zu denken.

HolisticSecurity verfolgt das Ziel, neue Ansätze für Sicherheit im öffentlichen Raum zu entwickeln, die über rein technische Maßnahmen hinausgehen. Statt Kontrolle und Abschreckung in den Mittelpunkt zu stellen, soll Sicherheit durch Vertrauen, Verantwortung und Awareness gestärkt werden. Das Projekt möchte Räume schaffen, in denen unterschiedliche Akteur:innen – von Sicherheitsfirmen über Verwaltung bis hin zu migrantischen Selbstorganisationen – gemeinsam erproben, wie Sicherheit ganzheitlich gedacht und praktisch umgesetzt werden kann.

HolisticSecurity ist als dreistufiger Prozess angelegt:

Verstehen – In einer Recherche- und Interviewphase wurden Erfahrungen und Bedarfe von Sicherheitsunternehmen, Awareness-Teams, Verwaltung und Zivilgesellschaft erhoben.

Experimentieren – In gemeinsamen Labs wurden die unterschiedlichen Ansätze zusammengebracht, um Bedingungen, Grenzen und Potenziale eines Zusammendenkens sichtbar zu machen.

Kreieren – Auf dieser Grundlage entsteht eine digitale Plattform, die Erkenntnisse bündelt, Vernetzung ermöglicht und neue Akteur:innen in das Feld von Sicherheit und Awareness einführt.

Auch wenn HolisticSecurity noch läuft, konnten bereits erste Perspektiven sichtbar gemacht werden:

Sensibilisierung – Themen wie rassismuskritische Sicherheit, psychosoziales Wohlbefinden und Awareness sind bei beteiligten Akteur:innen stärker ins Bewusstsein gerückt.

Bedarfsanalyse – Die Recherche- und Interviewphase hat konkrete Lücken und Anforderungen identifiziert, an denen klassische Sicherheitsansätze an ihre Grenzen stoßen.

Vertiefte Einblicke – Die Lab-Phase hat verdeutlicht, unter welchen Bedingungen Sicherheit und Awareness zusammengedacht werden können, welche Herausforderungen aber auch Möglichkeiten bestehen und welche Forderungen, Visionen und Utopien daraus erwachsen.

Grundlage für Vernetzung – Es hat sich ein belastbares Umfeld herausgebildet, in dem Akteur:innen aus Sicherheit, Awareness, Politik und Zivilgesellschaft zusammenkommen, um Sicherheit holistisch zu denken.

Im bisherigen Prozess von HolisticSecurity sind mehrere Schlüsselerkenntnisse deutlich geworden:

Unterschiedliche Logiken – Sicherheitsdienste orientieren sich vor allem an Kontrolle und Durchsetzung, während Awareness-Ansätze auf Vertrauen, Verantwortung und gemeinsame Aushandlung setzen. Diese gegensätzlichen Zielvorstellungen führen zu Spannungen, machen aber auch sichtbar, wo sich Ergänzungen ergeben können.

➔ Machtasymmetrien – Während Sicherheitsfirmen oft über institutionelle Ressourcen und rechtliche Befugnisse verfügen, arbeiten Awareness-Teams oft prekär und ohne stabile Strukturen. Diese Ungleichheit erschwert Kooperationen und zeigt systemische Grenzen auf.

➔ Grenzen der Integration – In den Labs wurde klar, dass nicht alle Praktiken und Erwartungen kompatibel sind. Das Benennen dieser Unmöglichkeiten ist selbst ein wichtiger Schritt, um realistische Weiterentwicklungen zu ermöglichen.

➔ Bedarf an Vermittlung – Es braucht neue Rollen und Strukturen, die Brücken schlagen können zwischen dem vorherrschenden Verständnis von Sicherheit, Awareness-Praxis und den Erfahrungen von Communities.

Als nächstes entsteht die HolisticSecurity-Plattform, die Erkenntnisse bündelt und für neue Akteur:innen zugänglich macht. Sie soll nicht nur Wissen archivieren, sondern auch den Einstieg in die komplexe Verbindung von Sicherheit und Awareness erleichtern. Langfristig verfolgt HolisticSecurity die Hoffnung, dass unterschiedliche Sicherheitsbedürfnisse nicht gegeneinander ausgespielt, sondern in ein gemeinsames, gesamtgesellschaftliches Verständnis integriert werden – und so zu einer Sicherheitskultur führen, die Schutz mit Vertrauen, Verantwortung und Vielfalt verbindet.

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